Jens ist voll verwirrt. Wieso ist sein Freund da? Der war doch schon in den Urlaub gefahren. Er läuft die Treppe hinunter und nimmt dem Papa das Telefon ab. Er freut sich wieder jemanden zu haben, mit dem er reden kann und nicht ganz alleine in den Ferien zu Hause zu sein. Er beschließt mit seinem Freund, dass sie einfach zu Hause ein bisschen Ferienstimmung machen würden und über das Telefon einfach miteinander reden werden. Und so werden es doch noch schöne Ferien.

Linda und Lilly

Linda stand vor dem Spiegel, kniff mit Daumen und Zeigefinger in ein Stück Haut am Bauch und drehte sich hin und her.

„Ich bin nicht nur dick, ich bin richtig fett“, sagte sie traurig zu sich selbst. All die Topmodels im Fernsehen waren so schön und auch die anderen in Filmen und Serien sahen so toll aus. Nur sie, sie war hässlich und fett. Als Linda das begriffen hatte, begann sich alles nur noch um das Essen zu drehen. Hätten Wissenschaftler herausgefunden, das die Luft Kalorien enthält, sie hätte ernsthaft überlegt das Atmen einzustellen. Ohne Zweifel hätte es mit ihr kein gutes Ende genommen, wäre da nicht eines Tages, gerade zur richtigen Zeit, ein Mädchen neu in die Klasse gekommen. Sie hieß Lilly und war aus einem kleinen Dorf gerade erst in die Stadt gezogen. Sie hatte eine ganz gute Figur, aber ihr Gesicht war furchtbar entstellt. Eine große Narbe zog sich quer über ihr Gesicht.

„Mit dem Mädchen mit dem schrecklichen Gesicht will ich nichts zu tun haben“, war Lindas erste Reaktion. Die anderen in der Klasse schienen kein Problem mit der Neuen zu haben. Ausgerechnet in Religion musste sie mit ihr zum ersten Mal bei einer Partnerarbeit zusammen arbeiten.

„Du fürchtest dich vor meinem Gesicht“, stellte Lilly sie zur Rede.

„Äh, also ich, also weißt du, äh nein.“

„Doch, ich merke es doch. Du kannst es ruhig zugeben. Mir ging es am Anfang genau so. Es war ein Unfall, da war ich zwölf.“

„Ehrlich?“

„Ja, es war schrecklich. Als ich im Krankenhaus das erste Mal in den Spiegel geschaut habe, da hätte ich sterben wollen.“

Linda tat das Mädchen leid. Sie konnte gut verstehen, dass es ein Schock für sie gewesen sein musste.

„Ich hätte alles dafür getan, wieder ganz normal auszusehen, ohne Narbe und so. Irgendwann drehte sich alles nur noch um das Ding in meinem Gesicht. Ich hatte sogar Albträume.“

Linda nickte mitfühlend. Sie wusste wie das war. In ihren Träumen stand sie in einem Kreis und wurde ausgelacht. Alle lachten über sie, weil sie so schrecklich dick war.

„Ich habe mein Lachen verloren,“ fuhr Lilly fort.

„Ja, klar.“

„Ich wollte lieber tot sein, als so weiter zu leben.“

„Mhm.“

„Doch dann kam ein Topmodel in unsere Klinik und wollte Bilder mit uns machen.“

Linda bewunderte die Frau, die freiwillig zu so hässlichen Menschen ging.

„Sie wollte einen schönen 'Kontrast' für sich haben. Ich werde nie verstehen wie scheußlich Menschen sein können.“

Linda blickte Lilly verwirrt an.

„Aber das war doch mutig von ihr.“

„Mutig? Es war einfach nur erbärmlich. Wir waren in ihren Augen wie Vieh. Da habe ich verstanden, dass mein Gesicht so aussehen kann, wie es will. So hässlich werde ich nie sein.“

In Lindas Kopf drehte sich alles, doch Lilly sprach weiter.

„Und weißt du was, seitdem mag ich mich, so wie ich bin. Und ich habe noch was raus gefunden: Menschen sind immer schön, wenn sie lächeln, auch mit Narben im Gesicht. Warum lächelst du eigentlich nie?“

Die Frage erwischte Linda kalt. Lilly hatte ihr alles über sich erzählt, war offen und ehrlich gewesen und Linda fühlte sich gedrängt, jetzt auch offen und ehrlich zu sein.

„Weil ich fett bin,“ platzte es aus ihr heraus. Lilly begann zu glucksen, versuchte ernst zu bleiben, konnte es aber nicht. Sie kicherte und dann begann sie zu lachen, sie lachte und lachte und lachte. Linda war etwas beleidigt, doch dann sah sie, dass Lilly völlig recht hatte. Ihr Gesicht war wunderschön wenn sie lachte. Und irgendwann konnte sie nicht anders und musste mitlachen. Nach vielen Ermahnungen der Religionslehrerin beruhigten sich Lilly und Linda langsam wieder.

„Schließe Frieden mit dir und deinem Körper und trete frei aus deinem dunklen Gefängnis ins Licht“, gab ihr Lilly mit auf den Weg.

„Dich hat der Himmel geschickt“, bedankte sich Linda und begann ab da wieder zu lachen und zu leben.

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FROHE OSTERN!